Gestaltung des Vorplatzes am Coburger Landestheater, 2002

Auf dem Vorplatz zum neuen Probenhaus spielt sich ein Dialog zwischen den näher herangerückten Zebrastreifen und dem Hydranten ab.

Zauberstunde:

Zebrastreifen: „Sag Hydrant, was ist es, was die Welt im Innersten zusammenhält?“

Hydrant: „Welche Welt, Zebra? Unsere Welt? Nun ja, Retten, Bergen, Löschen, Schützen!“

Kunst am Bau macht Theater

Die Kunst am Bau trägt das Theater nach außen:

Vorhandene funktionale Elemente wie Hydrant und Zebrastreifen werden Akteure. Der Platz ist dabei so gestaltet, dass zentral eine Art Bühne entsteht. Durch die Zebrastreifen aus sich farbig veränderndem Glas und einer speziellen Beleuchtung bilden diese Funktionselemente zugleich platzgestaltende abstrakte Objekte. Die Szene findet sowohl am Tag als auch in der Nacht statt.

Der ernste Hintergrund

Das auf den ersten Blick scheinbar kuriose Spiel der Funktionselemente beschreibt bei genauerem Hinsehen durchaus aktuelle Situationen aus der Gegenwart. In einer sich beschleunigenden und komplexer werdenden Welt herrscht oftmals ein Gefühl der Verunsicherung. Der Eindruck entsteht, dass die großen Probleme nicht wirklich angegangen und bewältigt, sondern oft nur die Auswirkungen behandelt werden, damit die Rahmenbedingungen der Gesellschaften (leidlich) weiter funktionieren. Somit beschränkt sich vieles, egal ob bei Katastrophen oder der Insolvenz einer großen Firma mit vielen Angestellten, aufs Retten Löschen Bergen und Schützen.

Der Hydrant und die Zebrastreifen stehen somit auch für den sozialen Aspekt, wie Gemeinschaft, Hilfe, Anteilnahme, Organisation und Schutz, ohne die eine menschliche Gesellschaft und schon gar ein komplexes Staatswesen nicht funktioniert.

In der Reflexion des Glases und dem farbig veränderten Bild der Umwelt wie Bäume und Himmel wird die Reflexion des eigenen Bewusstseins angesprochen. Was es ist, was die Welt (und die Menschen) zusammenhält, ist eine uralte philosophische Frage, die von allen möglichen Disziplinen beantwortet werden will, von der Wissenschaft bis zur Politik, aber auch ganz besonders vom Theater.